Bergbau an der Saar

Wenn wir vom Bergbau an der Saar und insbesondere vom Steinkohlebergbau sprechen, kann sein Einfluss auf alle Teile des menschlichen Lebens in unserem Land kaum überbewertet werden.

Wenn wir uns später einige Stationen des saarländischen Bergbaus im Lauf der Geschichte betrachten, wird dies deutlich. Ohne die Kohlegruben hätte es nach dem Ersten Weltkrieg das Saargebiet als Ergebnis des Versailler Vertrages wohl nie gegeben. Entsprechendes gilt auch für das Saarland als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges und mithin für unser Bundesland in dem wir heute leben.

Vor allem der Bergbau auf Steinkohle brachte über die Jahrhunderte nicht nur immer mehr Menschen in Lohn und Brot bis schließlich Zehntausende ihr Auskommen im Bergbau fanden. Der Höhepunkt der Beschäftigung lag in den mittleren und ausgehenden 1950er Jahren mit zirka 70.000 Arbeitnehmern im Saarbergbau.

Er steht auch für frühe soziale Errungenschaften wie die Solidargemeinschaft bei Unfall, Krankheit oder Tod eines Bergmannes. Erinnert sei hier an die Bruderbüchse aus der später die Knappschaft hervorgegangen ist. Er steht zudem für den gewerkschaftlichen Gedanken des „gemeinsam sind wir stark“. Gerade dabei wird auch immer an den Hasborner Bergmann Nikolaus Warken, genannt „Eckstein“, den Initiator des Rechtsschutzvereins, und den Rechtsschutzsaal in Bildstock bei Friedrichsthal zu denken sein.

In vielen Dörfern und Gemeinden waren die Bergmannsvereine wichtige Pfeiler der örtlichen Kultur und die Bergfeste wie die Barbarafeiern Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens im Jahreslauf. Gerade die Barbarafeiern, begangen zu Ehren der Schutzpatronin der Bergleute, der Heiligen Barbara, hatten im Saarland besondere Bedeutung, da die überwiegende Mehrzahl der Bergleute entsprechend der Gesamtbevölkerung katholisch war.

Die Bergmannskapellen sowie das umfangreiche bergmännische Liedgut sind Zeugnisse einer eigenständigen aus dem beruflichen Schaffen gewachsenen musikalischen Breitenkultur, die auch nach dem Ende des Saarbergbaus weiter gepflegt wird.

Der Bergbau hat aber nicht nur in der Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte seine Spuren hinterlassen. Die letzten etwa 150 Jahre des Saarbergbaus haben das Bild der Landschaft stark verändert. So entstanden beispielsweise heute meist bewachsene Hügel aus künstlichen Aufschüttungen, den Halden, und aus ehemaligen Absinkweihern wurden fast idyllische Gewässer, die uns heute mit tierischer und pflanzlicher Artenvielfalt bezaubern.

Aber auch die menschlichen Siedlungen haben sich verändert. Es gab Ortsgründungen und es entstanden eigene Bergmannssiedlungen in der Nähe der Gruben. Besonders beeindruckende und anschauliche Beispiele sind etwa die Siedlung Maybach bei Bildstock oder die Siedlung neben der ehemaligen Grube in Göttelborn. Der Bergbau hat die Architektur vorgeben. Gebaut wurden neben den Direktorenvillen auch Häuser für die Grubenbeamten bis hin zu Arbeiterhäusern.

Das Schlafhauswesen, architektonisch anschaulich etwa in der ehemaligen Grubensiedlung von der Heydt bei Saarbrücken, mit seinen verschiedenen Einrichtungen und seiner strengen Hausordnung war die Antwort auf die Bedarfe der vor allem aus dem Hunsrück und Hochwald stammenden Bergleute, die mangels geeigneter Transportmöglichkeiten und zu weiter Fußwege unter der Woche nicht zwischen Wohnort und Arbeitsstätte pendeln konnten.

Das Prämienhauswesen, das seit den 1840er Jahren entstand und in dieser Form in Deutschland nur im Saarrevier zu finden ist, steht für die Idee die Bergleute mit einem Baudarlehen zu Hauseigentümern zu machen und sie so langfristig, idealerweise über Generationen, an die Grube zu binden. Der Erfolg dieses Modells beruht aber auch auf der Bodenständigkeit der Saarbergleute. Es wurden zwischen 1841 und 1910 ca. 8.000 solcher Häuser gebaut.

Herausragend als Repräsentationsbau ist ohne Zweifel die ehemalige Saarbrücker Bergwerksdirektion, die Anfang der 1880er Jahre von dem Berliner Archtitekten Gropius errichtet wurde. Beispiele für weiträumige erhaltene bergbauliche Industrieanlagen sind etwa die Gruben Göttelborn, Reden, Camphausen oder Luisenthal.

Trotz ihres angegriffenen baulichen Zustandes ist die Gasmaschinenzentrale in Heinitz bei Neunkirchen bis heute ein beeindruckendes Beispiel für einen industriellen Zweckbau. Die in Jugendstilarchitektur errichtete Gasmaschinenzentrale besticht durch die Eleganz ihres Baus, der Funktionalität mit der zeitgenössischen Bauästhetik der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert verbindet.

Ein kleines bergbauliches Kuriosum ist der ehemalige Bierkeller der Grube in von der Heydt, dessen Eingang einem Stollenmundloch (Stolleneingang) nachgebildet ist, aber anstatt zum untertägigen Arbeitsplatz zum geselligen Beisammensein geführt hat.

Der Einfluss des Bergbaus reicht sogar bis in die sakrale Architektur, wie das Beispiel des Innenausbaus der Kirche St. Hildegard in St. Ingbert zeigt. Schließlich hat der Bergbau, aber genau wie andere Schlüsselindustrien unserer Heimat auch, seinen Platz in der bildenden Kunst und der Literatur unserer Region erobert. So denke man beispielsweise in der Malerei stellvertretend für zahlreiche Künstler an Namen wie Fritz Zolnhofer oder Walter Bernstein und ihr umfassendes Werk, das sich immer wieder mit den arbeitenden Menschen und der Industrielandschaft unserer Region beschäftigt. Aus der Vielzahl literarischer Spuren des Saarbergbaus seien stellvertretend genannt die „Gruben- und Bergmannssagen” aus Dr. Konrad Lohmeyers „Sagen der Saar”, August Schmidts Roman „Im Schatten der grauen Berge”, die Gedichte von Adolf Groß und die gesammelten Anekdoten und  humorvollen Geschichten von  G. Bungert und K. P. Mallmann in ihren mehrbändigen „Bergmannsgeschichten von der Saar”.

Neben den oben bereits erwähnten Orten lohnt sich bei Interesse für den saarländischen (Steinkohle-) Bergbau auch ein Besuch im Saarländischen Bergbaumuseum in Bexbach im Hindenburgturm, wo neben zahlreichen Dokumenten und Exponaten auch ein „unterirdisches” Besucherbergwerk besichtigt werden kann. Einen Ausflug wert ist in jedem Fall auch das Historische Kupferbergwerk in Düppenweiler bei Beckingen mit seiner Untertageanlage.